Ein kleiner Überblick

Wer wollte es nicht schon immer mal den Roman- und Kinohelden von »Der Herr der Ringe«, »Star Wars« oder »Harry Potter« gleichtun und in phantastischen Welten selbst aufregende Abenteuer erleben? Fantasy-Rollenspiele bieten die Gelegenheit dazu – und erfreuen sich nun schon seit mehr als 20 Jahren ungebrochener Popularität.

Rollenspiele wurde Anfang der 70er Jahre in den USA erfunden, wo sie insbesondere mit dem Spiel Dungeons & Dragons (kurz: D&D) ihren Siegeszug feierten. Auch heute noch ist D&D der weltweit bekannteste Vertreter dieser Spielegattung.

Erst Anfang der 80er Jahre erblickte mit Midgard das erste, gänzlich von deutschen Autoren entwickelte Fantasy-Rollenspiel das Licht der Spielewelt - dem der kommerzielle Erfolg aber zunächst verwehrt blieb.

1984, also nur wenige Jahre später, erschienen nahezu zeitgleich die deutsche Übersetzung von D&D sowie Das Schwarze Auge (kurz: DSA). Insbesondere den DSA-Publikationen ist der große Erfolg der Fantasy Rollenspiele auch in Deutschland zu verdanken.

Und wie spielt man das?
Fantasy-Rollenspiele bieten eine abenteuerliche Mischung aus Würfelspiel, großer Imaginationskraft der Mitspieler und "Theater-am-Tisch".

Die Spieler schlüpfen bei diesen Spielen in die Rollen beliebiger, zur Spielwelt passender Figuren – seien es nun Magier, Parapsychologen, Cyber-Detektive oder Jedi-Ritter – und versuchen ihre Charaktere mit Sprache, Mimik und Gestik so gut es geht zu verkörpern.

Allein der sogenannte Spielleiter (der je nach Spielsystem eine andere Bezeichnung trägt) weiß, in welches Abenteuer er seine Mitspieler zu stürzen beabsichtigt. Denn im Gegensatz zu den Spielern, die die Spielwelt nur mit den Sinnen ihrer jeweiligen Figuren erfassen, liegt es an ihm, die jeweilige Spielwelt mittels seiner Beschreibungen so plastisch wie möglich werden zu lassen. An ihm ist es, alle weiteren Personen, Wesen und Kreaturen der Welt darzustellen, und nur er weiß, welche Gefahren in jener verwunschenen Burgruine lauern, welche Intrigen die Kaufleute einer nahen Hafenstadt spinnen und welches Geheimnis der alte Drache auf dem nahen Feuerberg hütet.

Woher kommen die Abenteuer und Geschichten?
Zu diesem Zwecke bedient sich der Spielleiter entweder eines selbst erdachten Rollenspiel-Abenteuers – oder er erwirbt ein solches käuflich (wofür sich dann Autoren wie ich verantwortlich zeichnen).

Dabei handelt es sich durchweg um komplexe Geschichten mit ausgefeiltem Hintergrund, bei denen – quasi nebenbei – ganze Städte und Kulturen das Licht der (Rollenspiel-)Welt erblicken. Am besten man stelle sich ein solches Abenteuer wie ein Drehbuch oder einen Roman vor – nur dass es so verfasst ist, dass es maximalen Spielraum für die zahlreichen, kaum zu überblickenden Aktionen der Spieler bietet. Tatsächlich genießt ein Rollenspieler (ist die Entdeckerlust erst einmal entfacht) jede denkbare Handlungsfreiheit – ein Umstand, der gerade den Reiz der Rollenspiele ausmacht.

Fantasy-Rollenspiele sind also in erster Linie Kommunikationsspiele, die den Spielern Kreativität, schauspielerische Leistungen und viel Vorstellungskraft abverlangen und auf diese Weise ein grandioses "Kino-im-Kopf"-Erlebnis für alle Beteiligten schaffen.

Wer spielt das?
Allein in Deutschland mag es gut und gern Hunderttausend Spieler geben, die schon einmal Berührung mit Fantasy-Rollenspielen hatten. Kaum ein Fantasy-Erfolg in Kino und Roman kommt heute noch ohne ein dazugehöriges Rollenspiel aus. Sei es nun das Star Wars-Rollenspiel, das Mittelerde-Rollenspiel oder gar das Rollenspiel zur Fernsehserie Buffy. Auch umgekehrt befruchten erfolgreiche Rollenspiele schon lange andere Medien. So gaben viele Rollenspiele mit ihren ausgefeilten Hintergründen erst den Impuls für große Erfolge in Kino, Buch oder auf dem elektronischen Spielemarkt; darunter: Dungeons & Dragons, Das Schwarze Auge, Shadowrun oder Vampire – The Masquerade.

Fantasy-Rollenspiele gehören damit schon seit über zwei Jahrzehnten zur Freizeitkultur der westlichen Welt – und es steht zu vermuten, dass sich auch in Zukunft ungezählte Phantasten an ihnen erfreuen werden.